Das Istanbul der Reisenden, Celik Gülersoy

Istanbul, das einstige Konstaninopel -  Stadt zwischen Europa und Asien

Schon in der Antike war die Stadt Byzanz, dann Konstaninopel, schließlich Istanbul eine Stadt der Reisenden, denn durch diese Stadt führten wichtige Reiseruten. Dabei erlangte die Stadt noch besondere Bedeutung, da sie die Hauptstadt von drei großen Reichen war. Das waren das Römische Reich, Byzans und das Osmanische Reich. Außer den vielen Handelsreisenden und Reisenden im Auftrag ihrer politischen Führer durchquerten auch die Pilger nach Jerusalem die Stadt. Leider nicht nur diese, sondern auch Kreuzritter des Mittelalters mit dem gleichen Ziel, nur eben aus kriegerischen Gründen.

Über lange Jahrhunderte war das Reisen sehr beschwerlich. Es gab keine allgemein nutzbaren Verkehrsmittel. Reisende mussten sich zusammenschließen, um sich und ihre Waren vor Überfällen zu schützen. Aus Spaß begann man erst am Ende des 18. Jahrhunderts zu reisen, und da waren es einige wenige hoch begüterte und wissensdurstige Menschen, die sich auf den Weg machten.

Es war schließlich die Entwicklung der Verkehrsmittel, die das Reisen erleichterte und weniger zeitaufwendig machte. Das Ende des 18. Jahrhunderts war in Europa durch die

Französische Revolution und deren Einfluss in der Folgezeit auf die anderen europäischen Staaten geprägt. Der Handel wurde offener, bleib nicht mehr einer kleinen Schar von Fernhändlern überlassen. Die Reisewege wurden schneller und sicherer. Viele Künstler reisten nach Asien und Vorderasien. Der Orient wurde ein begehrtes Reiseziel. Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts ermöglichte der Fortschritt des Buchdrucks die Herstellung von vielen, auch kleineren Büchern. Reiseberichte waren eine beliebte Literatur. Zu den berühmten Reiseberichten jener Zeit gehörten die Niederschriften von Lady Craven, Baron de Tott, Hehannot, dem Italiener Dominique oder dem Schweden d'Ohsson.

Die im 19. Jahrhundert einsetzende Industrialisierung führte zum enormen Wachstum der Städte, Reichtum von Industriellen und bürgerlichen Unternehmern, und auch die Reiselust nahm zu. Eisenbahnlinien entstanden, Dampfschiffe waren unabhängig vom Wind. Zu jener Zeit konnte man von ersten Touristen sprechen. Allerdings waren es noch immer nur wenige, die sich weite Reisen leisten konnten und auch nicht vor der Fremde zurückschreckten. Auch ins damalige Konstaninopel machten sich immer wieder neugierige Reisende auf den Weg, um die Schönheiten des Orients selbst zu bestaunen. Zu engeren Kontakten zur einheimischen Bevölkerung kam es damals kaum. Das wurde erst in der neueren Zeit mit ihrer Weltoffenheit, der Volksbildung, sprachlicher Verständigung und der weit reichenden Globalisierung möglich.

Konstaninopel/Istanbul - Stadt mit besonderem Zauber

Früher war die Stadt Konstaninopel vornehmlich auf dem Seeweg zu erreichen. Der Landweg war zu zeitaufwendig und gefährlich. Erreichten die Segelschiffe, später die Dampfschiffe die Stadt, drängten sich die Reisenden an der Reling. Von See aus bot sich ein unvergleichlicher Anblick auf die starke und schöne orientalische Großstadt. In vielen alten Reiseberichten wurde dieser Eindruck immer wieder festgehalten. Den staunenden Passagieren eröffnete sich ein Blick auf die prächtigen Kuppeln und Minarette der Moscheen, den Strand und die Seevillen, die farbenfrohen Stadthäuser mit ihren verzierten Holzfassaden. Nicht nur die Architektur, auch die vielen Gärten mit ihrem frischen Grün und der Blütenpracht bezauberten die Ankommenden.

Aus den Reiseberichten berühmter Reisender

Der französische Schriftsteller Gautier schrieb:
„Sarayburun ist die andere Landnase, und die eigentliche Stadt Istanbul beginnt nach diesem Ufer. Man kann sich zwischen Himmel und Meer kein Stück Erde von derartiger Schönheit ausdenken. Das Land steigt gleich hinter der Meeresküste an. Die in verschiedenen Farben herausgeputzten Häuser, die tiefblauen Kuppeln der Moscheen, die aus einem Meer von Grün auftauchen, die weißen, schlanken Minaretten mit ihren Umgängen vor dem kristallklaren, leuchtenden Morgenhimmel verwandeln die Stadt in einen orientalischen Traum.”

Der Lyriker Alphonse de Lamartine beschrieb seine Eindrücke:
„Es war 5 Uhr; ich stand an Deck des Schiffes. Der Kapitän ließ ein Boot zu Wasser. Mit ihm zusammen steige ich ins Boot. Unter vollen Segeln fahren wir an den vom Meer umspülten Festungsmauern entlang Richtung Bosporus. Nachdem wir eine halbe Stunde lang zwischen einer Reihe ankernder Schiffe hindurchgefahren sind, nähern wir uns den Mauern des Sarays. Sie sind die Fortsetzung der Stadtmauer und bilden am Ende des Hügels, auf dem Istanbul erbaut ist, einen Winkel zwischen dem Marmarameer und dem Bosporus mit dem Goldenen Horn.” „ Gott und Mensch, Natur und Kunst haben hier gemeinsam für das Auge des Betrachters den schönsten Anblick der Welt geschaffen.”

Bei näherem Hinsehen enthüllte die Stadt aber auch ihre Probleme. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es keine Stadtverwaltung. Gebaut wurde wild und beliebig. Das war zu dieser Zeit aber auch in Europa keine Seltenheit. Immerhin gelang es in Istanbul die Wasserversorgung und Stadtsauberkeit in den Griff zu bekommen. Unterschiede zu den europäischen Städten wurden den Reisenden eigentlich erst bewusst, als sich in Europa die Industrialisierung mit Macht durchsetzte und die Städte veränderte. Immerhin konnten solche Reisen nur jene Leute unternehmen, die in geordnetem Wohlstand lebten.

Dennoch, die Begeisterung für die Stadt am Bosporus und ihre einzigartige Architektur war ungebrochen.

Reisen nach Istanbul heute

Heute müssen Geschäftsreisende und Touristen keine kraft- und zeitraubenden Reisestrapazen mehr auf sich nehmen, um die schöne Stadt am Bosporus zu besuchen. Die schnellste Reisemöglichkeit ist das Flugzeug. Es gibt aber auch heute noch zahlreiche Touristen, die das Erlebnis und den Komfort einer schönen Schiffsreise vorziehen.

An Anziehungskraft hat diese Stadt, die teils in Europa und teils in Asien liegt, jedoch nichts im Vergleich mit den Reisen von einst eingebüßt. Istanbul war und ist ein ausgesprochener Reisemagnet. Wer diese Städtetour nur als Kurztrip bucht, entscheidet sich nicht selten für eine weitere Reise, um die vielen Schönheiten dieser Stadt mit einer so langen Geschichte, noch besser wahrnehmen zu können. Auch heute weckt  diese lebendige, farbige Stadt mit ihrem vielfältigen Leben und den zahlreichen sehenswerten historischen Bauten Reiseträume.

Istanbuls historisches Zentrum ist der Stadtteil, der einst die Stadt Konstantinopel darstellte. Das alte Stadtzentrum liegt im Stadtteil Fatih, im europäischen Teil der Stadt. Im Jahr 1985 wurde dieser historische Stadtteil von der UNESCO ins Weltkulturerbe aufgenommen. Dort befinden sich auch die berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt, zum Beispiel die Hagia-Sophia, die Sultanahmet Camii Moschee oder der Große Basar mit seinen etwa 4.000 Geschäften. Außerdem können hier viele sehr sehenswerte Moscheen besichtigt werden. Reisende, die nicht nur auf dem Großen Basar bummeln, sondern auch moderne Shops besuchen möchten, können das in der großen Einkaufsstraße von Istanbul, der Istiklal Caddesi in Beyoglu. Während früher Reisende über eine Marktordnung für den Basar und feste Preise staunten, wird heute nicht nur auf dem Basar gehandelt, sondern auch in vielen Geschäften lässt sich ein Preis noch verhandeln.

Viele Touristen möchten bei Städtereisen in große Metropolen auch das Nightlife erleben. Auch hier hat die Istanbul viel zu bieten. Die Istiklal Caddesi verwandelt sich bei Nacht in eine große, bunte Partymeile. Auch im Stadtteil Ortakoy kommen Nachtschwärmer auf ihre Kosten.

Wetter in Istanbul

Besonders beliebt ist der Sommer als Reisezeit in Istanbul. Bei strahlendem Sonnenschein leuchten nicht nur die prächtigen, historischen Bauten der Stadt besonders reizvoll, sondern es können auch Bosporusfahrten und mehr unternommen werden. Oft ist Istanbul im Sommer eine Station, bevor es an die Türkische Riviera geht. Um 30 Grad sind im Sommer zu erwarten. Wem das für eine Städtetour zu heiß ist, der kann eine Istanbul im Frühling oder Herbst buchen, dann herrschen angenehm milde Temperaturen. Im Winter ist eher mit kaltem und feuchtem Wetter zu rechnen.