Geschichte der Türkei

Die Geschichte der Türken, die bis ins 11. Jahrhundert in Anatolien ansässig waren lässt sich bis über 4.000 Jahre zurückverfolgen. Diese Geschichte ist eine der historischen Grundlagen der modernen Türkei.

Die Hunnen - erster türkischer Stamm

Die Hunnen sind der erste historisch erwähnte türkische Stamm. Ihr Erscheinen wird auf das 8. Jahrhundert v. Chr. datiert.

Herrschaft der Gökturken

Die Gökturken, um 552 gehen auf die Gründung durch Bumin Khan zurück. An diese Zeit erinnern antike Grabinschriften, beispielsweise von Tonyukuk, Bilge Kagan und Kültigin von 731 bis 734.

Uyguren und Turkistan

Die Uyguren gehen zwar auf den gleichen Stamm wie die Gökturken zurück, besiegten diese jedoch um 745 v. Chr. Nach der Beendigung der gökrurkischen Herrschaft gingen die Gökturken unter der Vorherrschaft der Uyguren auf. Sie sammelten sich in einem Gebiet, das den Namen Turkistan erhielt. Der Herrschaft der Uyguren folgte im Jahr 1229 die der Mongolen. 

Türken und Islam

Schon im 8. Jahrhundert bildeten Kontakte von Türken mit den Moslems heraus. Insbesondere die durch das Land ziehenden Handelskarawanen bewirkten, dass der Islam bekannt wurde. Damit wandten sich nach und nach auch zahlreiche der Türken dem islamischen Glauben zu. In der späteren Abbside-Regierung wurden zahlreiche türkische Moslems in hohe Ämter berufen. Im 10. Jahrhundert wurden schließlich wurden die Türken islamisiert und bildeten daraufhin der ersten moslemischen türkischen Staat der Karahanen

Kulturelle Prägung durch die Karahanen

In den mehr als 200 Jahren von 990 bis 1212 beherrschten die Karahanen Turistan und Maveraünnehir. Unter ihrer Herrschaft wurden zahlreiche prächtige Moscheen, Brücken, Karawanserien, aber auch Schulen erbaut. Samarkand und Buhara entwickelten sich zu Zentrum der Bildung. Die türkische Sprache machte eine bedeutsame Entwicklung durch. Zu den großen Werken aus jener Zeit gehört „Kutadgu Bilik” (Das glücklich machende Wissen) von Yusuf Has Hacib. Unter der Herrschaft der Karahanen wurde die türkische Kultur bedeutsam geprägt

Der Staat Ghaznavi

Im Jahr 963 gründete Sevuktekin, ein türkischer Herrscher, den Staat Ghanznavi als einen der ersten türkischen moslemischen Staaten. Sein Bestreben war es, den Islam bis nach Indien zu bringen, was jedoch misslang. Die Herrschaft der Ghaznaviden zerbracht 1186 und sie reihten sich unter den Oguz ein. Als ein wichtiges Kulturzeugnis hat diese Zeit das Werk Thname des Poeten Firdevsi hervorgebracht.

Das Seldschukenreich

Das 11. Jahrhundert gilt als die Zeit, in der Anatolien moslemisch/türkisch geprägt wurde. Ausgehend von einigen Stützpunkten konnten die Seldschuken bald ganz Anatolien unter ihre Herrschaft bringen und den Seldschukenstaat gründen. Dieser Staat war allerdings nur ein Teil des weit ausgedehnten Seldschukenreiches. Das Reich 1040 wurde gegründet, als Tugrul Bey und Cakir Horasan und den ghaznavidischen Machthaber Mesud unterwarfen. In der Schlacht von Malazgirt wurden die Truppen des Byzantinischen Eroberers geschlagen. Danach war es nur ein kleiner Schritt bis zur gänzlichen Herrschaft über Anatolien.

In diese Zeit fiel die Gründung von zahlreichen bedeutenden moslemischen religiösen Hochschulen. Auch die Entwicklung der medizinischen Wissenschaften wurden durch die Seldschuken gefördert. Es wurde nicht nur gelehrt, sondern es wurden auch Krankenhäuser und Behandlungsstätten gegründet, u.a. in Gevher Nesibe, Torumtay und in Muinuddin Pervane. Gleichzeitig wurden aber auch die Kultur, der Handel, Kunst und Wissenschaft auch zunehmend durch starke persische Einflüsse geprägt.

Die bedeutenden Fürstentümer/Beyliken

Vom Beginn des 14. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts wurde mit dem Zusammenbruch des Seldschukenstaates auch die Einheit von Anatolien zeitweilig zerstört. Es entstanden eine Reihe von Fürstentümern/Beyliken in Anatolien, die ständig miteinander in Fehde lagen. Dieser Zersplitterung machte schließlich das Osmanische Fürstenrum ein Ende, indem es viele Fürstentümer zerschlug und die anatolische Einheit wieder herstellte. Das Fürstentum umfasste die Regionen von Bilecik, Eskitehir und Bursa. Östlich der Ankara-Aksaray-Linie blieb allerdings Zentralanatolien eine Region unabhängiger Fürstentümer, bis schließlich auch hier türkische Fürstentümer gegründet wurden. Das 14. Jahrhundert war davon geprägt, dass die westlichen Türken, Turkomanen, in der islamischen Welt wieder ihre Souveränität herstellten.

Auch die Epoche der Fürstentümer in Anatolien hinterließ ihre kulturellen Spuren. Sprach und Kultur erlebten eine immense Entwicklung. Nun fand die türkische Sprache auch Anwendung im Bereich von Wissenschaft und Literatur, wurden in den Fürstentümern zur offiziellen Sprache erklärt. Medizin und Wissenschaften erfuhren einen weiteren Aufschwung. Zu den bedeutenden türkischsprachigen Poeten des 15. Jahrhunderts gehören Gültehri, Ahmedi und Nesimi.

Die Vorherrschaft der Osmanen

Die Gründung des Fürstentums der Osmanen ging auf einen turkomanischen Stamm nahe der türkisch-byzantinischen Grenze zurück. Diese günstige Ausgangslage, die Schwäche des Staates der Byzantiner und der Sieg über die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel unter Sultan Mehmet II. ließen das osmanische Fürstentum bald in der islamischen Welt zum mächtigsten Staat werden.

Der Sultan Fatih Mehmet II. begründete durch seine Haltung eine Tradition der Toleranz gegenüber den verschiedenen Religionen, die lange von seinen Nachfolgern fortgesetzt wurde. Darauf gründet sich beispielsweise die Unabhängigkeit der orthodoxen Kirchen von der päpstlich geführten katholischen Kirche.

Die osmanische Vorherrschaft gründete sich aber auch auf hohe militärische Überlegenheit. Unter Selim I. wurden der osmanischen Herrschaft auch die heiligen Städte des Islams Mekka und Medina sowie die umliegenden Ländereien unterworfen.

Unter Sultan Suleyman im 16. Jahrhundert eroberte der osmanische Staat die Gebiete vom Persischen Golf über die Krim und Äthiopien in Afrika und stand schließlich mit seinen Streitkräften vor den Wiener Stadtgrenzen.

Vor Wien erlebte das Osmanische Reich im 17. Jahrhundert dann allerdings eine entscheidende Niederlage, der in der Folgezeit weitere militärische Niederlagen und Verluste von eroberten Gebieten folgten.

Im Zuge der militärischen Zurückdrängung und der Macht- und Einflussverluste versuchte das Osmanische Reich durch Reformen die Lage innerhalb des Landes zu befrieden. Ein Meilenstein dieser Bewegung war der Tanzimat-Erlass von 1839. Damit wurden eine Reihe von Reformen begründet, die das Reich in die Nähe der europäischen Staaten und des sich dort durchsetzenden bürgerlichen Rechts rückte. Die Reformbewegung fand ihren Höhepunkt mit der Annahme der Osmanischen Verfassung im Jahr 1876. Mit den Reformen vom Tanzmat-Erlass verzichtete der Sultan auf seine absolute Herrschaft über alle Gesellschafts- und Lebensbereiche im Land. Es wurden Ministerialressorts geschaffen und gleichzeitig auch das Rechts-, Finanzwesen und das Heer einer Reorganisation unterworfen. Damit war im Laufe der Geschichte eine der wichtigen Grundlagen geschaffen, die später die moderne Türkei mit einer demokratischen Verfassung ermöglichten.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts zeigte sich insbesondere in Literatur und Presse freiheitliche Bestrebungen. In London wurde von Namik Kemal, Ziya Pasha, Mustafa Fazil Pasha die Zeitung Hürriyet (Freiheit) herausgegeben.

Der osmanisch-russische Krieg von 1877 bis 1878 wurden von Sultan Abdülhamid II. aber zum Anlass genommen, das junge Parlament wieder aufzulösen und die Verfassung außer Kraft zu setzen.

Nachdem sich das Osmanische Reich im 1. Weltkrieg mit Deutschland und Österreich/Ungarn verbündet hatte wurde es schließlich mit diesen zusammen von den alliierten westlichen Staaten besiegt. Dabei setzte sich das Kriegsgeschehen m Osmanischen Reich noch länger fort, denn am 1. November 1918 kam es zur Besetzung von Anatolien und am 15. Mai 1919 zur Besetzung von Izmir durch Griechenland. Im Land begann sich eine ungeordnete Widerstandsbewegung zu formieren, die teils gegen die Besetzungen, teils aber auch gegen die Herrschaft der Osmanischen Mächtigen revoltierte. Mustafa Kemal, später Atatürk, gelang es, die zerstreuten Kräfte zu vereinen, militärisch zum Unabhängigkeitskrieg zu ordnen und schließlich die vielen Kräfte zur Gründung einer modernen Republik Türkei zu führen.