Geschichte der Türkei

Das historische Anatolien und die Türkei

Die heutige Türkei gibt es erst seit 1923, als die türkische Republik offiziell proklamiert wurde. Die Geschichte des Landes geht jedoch auf das alte Anatolien zurück, die bereits seit 10.000 v. Chr. nachweisbar ist. Während der Jahrtausende alten Geschichte der Regionen der heutigen Türkei gab es eine lange Reihe von Blütezeiten und Untergängen verschiedenster Kulturen. Ihre Spuren haben hier die Bewohner des historischen Trojas, die Hethiter, das Römische Reich in Asia, das Kaiserreich von Byzanz, und mächtige Sultane des Osmanischen Reiches hinterlassen. Diesen Spuren können Reisende in der Türkei heute bei der Besichtigung vieler alter Bauten und den Funden zahlreicher Archäologen begegnen.

Die ersten Siedlungen und die frühen Reiche

Nachweise für die Besiedlung gibt bis ins Jahr 10.000 v. Chr. Die ältesten Wohnbauten, die in der Türkei gefunden wurden, lassen sich etwa auf die Zeit 7.000 v. Chr. Datieren und wurden in Catalhöyük gefunden. Die Entwicklung zu Hochkulturen kann etwa seit 3.000 v. Chr. Nachgewiesen werden. Im historischen Anatolien haben Hethiter, Assyrer, die Griechen und die Hattier kulturellen Einfluss ausgeübt. Nach dem Untergang der Herrschaft der Hethiter und der mykenischen Kultur, bei dem der Kampf um das sagenumwobene Troja eine große Rolle spielte, kam es zu großen Umwälzungen in Anatolien. Etwa 1.200 v. Chr. fand in Anatolien eine entscheidende Neuordnung der damaligen Machtverhältnisse statt, die eine große Auswanderungswelle auslöste. 900 v. Chr. tauchten neu Völker und Kulturen in Anatolien auf. Die Phryger, Urarträer, Lyder und Kimmerier gewannen an Einfluss und Macht. Danach geriet Anatolien unter persischen Einfluss. Lange Zeit lieferten sich hier Perser und Griechen erbitterte Kämpfe. Mit dem Sieg Alexanders des Großen wurde die Herrschaft der Makedonien in Anatolien begründet. 

Als Alexander der Große 323 v. Chr. starb, herrschte Uneinigkeit unter seinen potentiellen Nachfolgern. Es entstanden verschiedene Reiche, die Diadochenreiche. Um die Vorherrschaft in Anatolien kämpften fortan Seleukiden, Ptolemäer und das autarke Pergamon. Die Grenze Anatolien erstreckten sich zu jener Zeit zum Indus im heutigen Pakistan, Ägypten und Makedonien im Westen des Landes. Inzwischen hatte sich die Macht Roms entwickelt. In der Folge verbündeten sich römische Streitkräfte um 192 v. Chr. mit Pergamon und führten Krieg gegen die Seleukiden. In der Folge dieser Kämpfe gelangte der Westen Anatolien unter römische Herrschaft. Die Macht Roms wurde während der Kriegszüge der römischen Kaiser Cäsar und Octavian noch ausgeweitet. Doch das Land kam nicht zur Ruhe. Nachdem etwa um 50 n. Chr. der Apostel Paulus seine Missionsreisen aufnahm und viele Menschen zu der neuen Religion bekehrte, begannen etwa 200 Jahre in Kleinasien die Christenverfolgungen.

Zeit des Byzantinischen Reiches 

Konstantin I. machte 330 n. Chr. die Stadt Byzanz, das heutige Istanbul, zur Hauptstadt vom Römischen Reich. Damit wurde eine Trennung des Reiches in west- und oströmisches Reich begründet. Die Stadt Byzanz erlebte in jener Zeit eine Hochblüte. Um 600 n. Chr. kam es zu neuerlichen Kämpfen mit den Persern. Es folgten kriegerische Auseinandersetzungen mit den Arabern und den Türken. Mehr als 400 Jahre später wurde das Byzantinische Reich dann von den Seldschuken bedroht, die in Anatolien an Einfluss gewonnen hatten.

Es folgte die Zeit der großen Kreuzzüge von christlichen Orden in Europa in Richtung Jerusalem und durch ganz Kleinasien. 1204 wurde Byzanz von den Kreuzrittern erobert, die reiche Stadt wurde geplündert. Im neuen Kaiserreich unter europäischer Herrschaft erhielt die Stadt Byzanz den Namen Konstantinopel. Es folgten Kämpfe mit dem Kaiserreich von Nikaia um die Stadt. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts drängten die Heere der II-Khan-Dynastie die Seldschuken zurück und üben zeitweilig Macht aus.

Das Osmanische Reich wird gegründet

Am Ende des 13. Jahrhunderts begann der Aufstieg vom Haus Osman bei Bursa auf den Überbleibseln des Reiches der Seldschuken. 1402 besiegten die mongolischen Kriegen von Timur Lenk die Osmanen bei Ankara. Das versetzte dem Aufbau des neuen Osmanischen Reiches vorerst einen Rückschlag. Doch etwa zehn Jahre später konnten die von den Mongolen eroberten Regionen wieder zurück erobert werden. Mit der Eroberung von Konstantinopel besiegen die Osman um 1453 endgültig das Byzantische Reich und leiten eine neue Ära ein. Die Osmanen begannen nun ihrerseits mächtige Feldzeuge in Richtung Balkan und ins weitere Europa. 1683 standen die osmanischen Heere vor der Stadt Wien. Der osmanische Machtbereich war zu dieser Zeit bereits bis ans Kaspische Meer, nach Ägypten und große Teile von Arabien ausgedehnt. 

Mithilfe weiterer Heere aus benachbarten Ländern widerstand Wien allerdings der osmanischen Belagerung. Damit begann der Niedergang der Kriegserfolge der Osmanen. In der Folge bestimmten Niederlagen für sie das weitere Geschehen der Feldzüge. Russland und etliche junge europäische Nationalstaaten greifen in das Kriegsgeschehen ein und drängen auf den Balkan die osmanischen Truppen zurück. Trotz großer Macht- und Gebietsverluste blieb das Osmanische Reich bis zum 1. Weltkrieg bestehen und stellte in Kleinasien einen bedeutenden Machtfaktor dar. Bei den Kämpfen zwischen osmanischen Truppen und den alliierten westlichen Staaten im 1. Weltkrieg und den Kämpfen gegen die in Anatolien eingedrungenen griechischen Truppen spielte Mustafa Kemal, bekannt als Atatürk, eine bedeutende Rolle. In der Folgezeit setzte er sich erfolgreich für die Neugründung eines modernen türkischen Staates ein. Zugunsten gesellschaftlicher Reformen wurden Kalifat und Sultanat abgeschafft und die Weichen für die türkische Republik gestellt.