Landschaft der Türkei

Es lässt sich eigentlich nicht von der türkischen Landschaft sprechen, denn das Land besteht aus einem Mosaik der verschiedensten Landschaftsformen. Es gibt die sanften und schroffen Küsten, grüne Ebene von unsagbarer Fruchtbarkeit und pflanzlicher Vielfalt, verkarstete Landstriche, felsige Berge mit rauem Gestein. Das Land wird von fast allen geographischen Zonen durchzogen, was ihm eine große Faszination verleiht.

Vom Osten zum Westen der Türkei sehen Sie schneebedeckte, raue Berge, im Frühling reich blühende Hochebenen, rauschende Bäche, sanfte Hügelketten, Steppen und reiches Ackerland. Das Klima wechselt von langen, kalten Wintern und kühlen Sommern zu gemäßigten Regionen und den warmen Tälern mit ihrer Fruchtbarkeit.

Wer von Norden nach Süden unterwegs ist, trifft auf die durch die nordanatolischen Berge umschlossenen Mais-, Haselnuss- und Teeplantagen. Es geht entlang der neblig warmen Schwarzmeerküste, über Serpentinenstraßen mit atemberaubenden Panoramen zum Schwarzen Meer. Eine Reise in dieser Richtung wird über steile Pässe führen, über Hochalmen, hinab zu den Obstplantagen und in die große Konya ebene. Weiter geht es durch das Taurus Gebirge mit dichtem Nadelwald, aber auch Oregano und Lorbeer zum Mittelmeer hin. Östlich breiten sich Bananenplantagen und Baumwollfelder und dann die wohl einsamste Region der Türkei aus.

Viele Zivilisationen haben das Gesicht all dieser Landschaften gestaltet. Während einer solchen Reise dürfte sich Ihnen alle paar Stunden eine neue landschaftliche und klimatische Szenerie zeigen. In diesen Landschaftsbildern finden Sie Spiegelungen von den drei Kontinenten Afrika, Europa und Asien. Über das Land hinweg fliegen alljährlich riesige Zugvogelscharen wie Störche oder Schwalben. In den Flusstälern der Ägäis Region und am Mittelmeer bauen Flamingos ihre Nester. In warmen Frühlingsnächten legen die scheuen Meeresschildkröten in den Dünen der Mittelmeerstrände ihre Eier ab. Zu diesen Zeiten müssen die Strände nachts dunkel sein und es soll nicht im Sand gegraben werden, um die Kleintiere nicht beim Schlüpfen zu hindern.

Die reiche Flora und Fauna der Türkei ist berühmt. Hier wurden beispielsweise schönste Kulturtulpen gezüchtet und im 17. Jahrhundert nach Wien gebraucht. Obstsorten wie Aprikosen, Kirchen, Feigen oder Mandeln stammen auch aus der Türkei. Gut vorstellbar, dass Menschen darauf kamen, dass in der Türkei der biblische Garten Eden lag, wie es in der Überlieferung heißt.

Historische und kulturelle Landschaft der Türkei

Die Landschaft des Landes wurde von Natur und Menschen geformt und ist nicht von der Geschichte zu trennen. Seit rund 10.000 Jahren herrschten hier die verschiedenen Kulturen, auch historische Hochkulturen. Sie haben die Türkei entscheiden geprägt, sogar in den heute weniger entwickelten Gebieten. In den Jahren von etwa 2060 bis 1900 v. Chr. herrschten hier Weltkulturen. Wer die Überreste der alten Stadtbauten und Sakralbauten, alte Kulturschätze betrachtet bekommt einen Eindruck von dieser Vergangenheit.

Lange Zeit blieben große Gebiete dieser Landschaft unberührt bis schließlich Industrie, moderne Verkehrswege und Hochtechnik das Bild veränderten. Bei der Betrachtung einer der sehr frühen bäuerlichen Siedlungen weltweit (ca. 7.000 v. Chr.) im Museum für anatolische Zivilisationen in Ankara fällt die Ähnlichkeit mit Häusern auf, die noch heute im Land zu sehen sind.

Bei Ihrer Reise durch das Land kann es sein, dass die moderne Straße auf der Sie gerade fahren schon in alter Zeit ein Weg von Kaufleuten mit ihren Karawanen und von Kriegern war. Vielleicht ist gerade hier schon der Apostel Paulus mit seinen Anhängern gewandert. Sie werden Aquädukte der alten Römer sehen, Brückenbauten des großen Architekten Sinan, über heute der motorisierte Warentransport fließt. Es wurden sogar etliche von den alten Karawansereien in Hotels umgebaut. Ihr Hotel kann also vielleicht auf dem Boden einer solchen Karawanserei stehen.

Wach ist bis heute die Geschichte der prächtigen Städte wie Pergamon, Troja oder Milet, deren Ruine heute an der Küste zu besichtigen ist. Vielleicht hat genau an dem Strand, an dem Sie sich sonnen, einst Kleopatra gebadet.

Besonders deutliche Eindrücke alter Zivilisationen vermittelt das alte Hinterland. Dort zeugt noch deutlich vieles von der Geschichte der Hatti, Phryger, Karer, Lyder oder Hethiter. Sie werden auch kleine Stätte sehen, beispielsweise Stadtmauern, Moscheen, Burgen, Grabmäler, einst heilige Quellen. Der Boden hier ist noch immer von antiken Überresten durchsetzt. Faktisch könnten große Teile der Türkei komplett als Museen deklariert werden.

Landschaft und Wandel

Grundzüge einer Landschaft bleiben stets erhalten. Dazu gehören die Höhenlagen, Täler, Küstengebiete. Industrielle Nutzung und Landwirtschaft liegen jedoch auch in der Türkei im Wettstreit um die Bodennutzung. Gleichzeitig entwickelt sich auch die Landwirtschaft immer weiter in Richtung der industriell geprägten Großnutzung. Allerdings gibt es in der Türkei noch weite Gebiete, die auf herkömmliche Weise landwirtschaftlich genutzt werden und auch die Viehwirtschaft herkömmliche Freilandwirtschaft ist. Sie werden unterwegs in der Türkei weite Weizenfelder sehen, große und kleinere Obstplantagen, Weinberge, Weiden mit Kühen und Schafen, die noch von Hirten mit ihrer Flöte gehütet werden. Der landwirtschaftliche Reichtum ist die Grundlage der feinen türkischen Küche.

Von den Autostraßen aus werden Sie aber große Industrieflächen mit Fabriken und anderen Fertigungsanlagen sehen. Die Industrie ist ein ebenso wichtiges Standbein der türkischen Wirtschaft wie die vielfältige Landwirtschaft.

Gleichzeitig gibt es große Bemühungen, Landschaft und Umweltschutz stärker in den Fokus zu rücken. So gibt es im ganzen Land einen angestrengten Aufforstungsprozess. An vielen Orten werden Sie Plakaten begegnen, die auf die Bedeutung der Wälder hinweisen und vor einem leichtsinnigen Umgang mit Feuern warnen.