Ideologische Strömungen und Veränderungen in der Türkei

Als im Jahr 1923 die Republik unter Atatürk ausgerufen wurde, ging in der Türkei ein Zeitalter zu Ende. Sultanate, Kalifate und absolute Herrschaftssysteme gehörten damit der Vergangenheit an. Die Türkei entwickelte sich zu einer demokratischen Republik. Die Verfassung des Landes hat seitdem zahlreiche Änderungen und neue Zusätze erfahren.

In der 3. Verfassung von 1982 ist das Prinzip der Gewaltenteilung fest verankert. Der Artikel 2 lautet:

"Die Republik Türkei ist ein im Geiste des Friedens der Gemeinschaft, der nationalen Solidarität und der Gerechtigkeit die Menschenrechte achtender, dem Nationalismus Atatürks verbundener und auf den in der Präambel verkündeten Grundprinzipien beruhender demokratischer, laizistischer und sozialer Rechtsstaat."

Seit vielen Jahren ist in der Türkei die AKP die stärkste Kraft in der Regierung. 2014 wurde zum ersten Mal der Staatspräsident direkt gewählt, was ihm eine neue Legitimation verschafft. Mit der Verfassungsänderung von 1995 erhielten auch vielen im Ausland lebenden türkischen Staatsbürger das Recht zur Brief- oder Konsulatswahl.

Verfassungsänderungen spiegeln auch immer veränderte ideologische und politische Strömungen in einem Land wider. Als demokratische Republik gewährt die Türkei ihren Bürgern auch zahlreiche, wenngleich nicht unbeschränkte, Möglichkeiten der Meinungsäußerung, Meinungsbildung, Information über die verschiedensten Medien und mehr. Unabhängig von der großen Anzahl von türkischen Bürgern, die der amtierenden Regierung immer wieder ihr Vertrauen aussprachen, gibt es natürlich auch eine Reihe von konträren Strömungen im Land, die bestimmte Veränderungen anstreben.

Beeinflusst werden etliche solcher Strömungen durch kritisches Umweltdenken und ökologische Tendenzen, aber auch durch religiöse und politische Denkweisen extremer Richtung. So gibt es durchaus auch in der Türkei Kräfte, die einen islamischen Staat befürworten möchten und gern eine völlige politische Neuordnung betreiben würden. Der Einfluss solche extremistischen Strömungen ist jedoch im nationalen Maßstab nicht relevant zu nennen. Dagegen neigen etliche Menschen dazu, konservative religiöse Werte stärker in den Mittelpunkt zu stellen, allerdings ohne dabei die derzeitigen staatlichen Prinzipien der Demokratie antasten zu wollen. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Mehrheit der türkischen Bevölkerung uneingeschränkt hinter den Bemühungen um einen EU-Beitritt steht und die guten Beziehungen zur EU als einen wichtigen Motor der Entwicklung des Landes betrachtet.